11. Die Sodenerstraße, seit 1908 neu, vorher Herbigsweg genannt. Der Weg führt zunächst in die Wiesen am Herbigsbach und in weiter südlicher Richtung nach Soden. Diese Straße wurde 1911 gerollt und die Seitenkandel wurden gepflastert. Auch dort ist ein neuer Ortsteil. Die meisten Ansiedlungen erfolgten links seit 1836 und 1842, rechts seit 1866
und 1868, die übrigen später.
12. Die Schulzengasse ist mit ihren Ansiedlungen ein Teil von Alt-Schweinheim. Dort findet sich ein Hildenbrands-Haus (Nr. 6), dessen abgetragener Torbogen die Jahrzahl 1608 trug, und Nr. 7 war ehedem eine Ölmühle, welche ungefähr 1820 außer Betrieb gesetzt ist. Ein Holzbalken derselben trug die Jahrzahl 1560. In Nr. 1 wohnte die Familie Gutwerk, von welchen einige mehrmals Ortsschultheißen im vorigen Jahrhundert waren. Die Bezeichnung ist also auch jung.
13. Die Ebersbacherstraße, denn sie führt in das südlich gelegene Dorf Ebersbach; bisher „Trieb“ vom Volksmund genannt, weil früher auf der Fläche der linken Wegseite die Hirten mit ihren Herden lagerten. Die älteste Ansiedlung an jenem Wege ist die über das Anwesen Nr. 11 hinausliegende „alte Ziegelhütte“, welcher schon Erwähnung geschieht in den Spitalrechnungen vom Jahre 165? ab. Die rechtsseitigen Ansiedlungen erfolgten vor etwa hundert Jahren, die linksseitigen erst seit 1862 und den folgenden Jahren. Also auch hier ein nicht alter Ortsteil. Über die Lage der Ziegelhütte hinaus befinden sich zur linken Seite nun auch 2 Wohnhäuser und das Azetylen-Werk. Die Fläche des Anwesens Nr. 2 und der rückwärts liegenden Wiesen heißt „Rosengärten“, weil die Amtsvögte bzw. deren Unterbeamte dort ehedem Rosenkultur pflegten, denn das jenseits des dortigen Herbigsbachsgartens gelegene Anwesen Nr. 38 der Marienstraße war vogteiliches Gebäude. Vor dem Anwesen Nr. 2 befindet sich ein Schöpfbrunnen, den der Volksmund im Anklang an die „Rosengärten“ „Resenbrunn“ nennt.
14. Die Feldchenstraße, gegenüber der alten Ziegelhütte südöstlich als Feldweg in die dortige Äckerabteilung „Feldchen“ führend; sie hat erst 3 Wohnhäuser seit 1900, ist also neu.
15. Die Obernauerstraße, weil in westlicher Richtung nach Obernau ziehend. Die älteste Niederlassung ist Nr. 6, das 1803 an Stelle einer älteren Hütte gebaut wurde. Der Urgroßvater des jetzigen Besitzers Philipp Schnatz hieß Christoph. Er unterschrieb sich in der Kaplaneistiftungs-Urkunde vom 6. Juni 1751 an 62. Stelle mit Stoffel Schnatz. Von ihm heißt die seit 1908 getaufte Obernauerstraße heute noch im Volksmund „Stuffelshohl“. Die vom Anwesen Nr. 1 und 6 weiter laufenden Gebäude rechts und links entstanden seit 1866 mit Ausnahme von Nr. 21 „neue Ziegelhütte“. hier auf dem „Rothacker“ eine Ziegelhütte und einen Kalkofen - „einen Büchsenschuß weit von Schweinheim entlegen“ - zu erbauen, erhielt Anton Hettinger laut Urkunde vom 7. Dezember 1798 kurfürstliche Genehmigung.
16. Obere Stockbrunnenstraße; sie ist eine Abzweigung von der Obernauerstraße bei der neuen Ziegelhütte in nordwestlicher Richtung und führt in ihrer Fortsetzung nach Unterschweinheim. 1896 erfolgte der erste Hausbau am dortigen Weg, der seit 1901, 1910 und 1912 als Straße angelegt ist. Der Name kommt von dem rechts liegenden Wiesen- und Feldabteil „Stockbrunnen“. In der Wiese ist ein nun verfallenes Brünnchen, das ehedem nicht mit Steinen, sondern mit Holzgeflechte (Pfählen und Stöcken) gefasst war. Eine untere Stockbrunnenstraße ist vorerst nur gedacht.
17. Die Bachgartenstraße, sie wurde 1910 erst angelegt an Stelle eines bisherigen Pfades über die dortige Fläche „Bachgarten“. Die zwei ersten Häuser (Nr. 11 und 13) wurden im Jahre 1904 gebaut. Also auch hier ein ganz neuer Ortsteil.
18. Die Bachstraße, sie ist vorerst nur ein breiter Pfad dem Bach entlang. Ist einmal der Bach auf dortiger Linie abkanalisiert, dann mag es eine schöne Straße werden. Die 8 bisherigen Wohnungen zur Rechten und Linken sind recht primitiv.
19. Die Allerheiligenstraße. Sie ist mit ihren 6 anliegenden Wohnhäusern ebenfalls ein Stück Alt-Schweinheim und keine Straße, sondern eine Sackgasse, auf der mit Not ein einziger Wagen verkehren kann. Der Volksmund bezeichnet die dortige Kolonie mit „Ecke“. Man hat in der neuesten Zeit der Gasse den bezeichneten Namen gegeben, wohl aus dem Grunde, weil bis zum Jahre 1896 an der Gartenmauerecke zu Nr. 1 d.h. am rechten Zugang von altersher ein Bildstock aus Gemäuer stand zur Aufnahme einer Heiligenfigur und auch des Allerheiligsten bei der Fronleichnamsprozession. Nunmehr ist die Nische zu besagtem Zweck in die Hausecke von Nr. 1 gezogen.
20. Die Neugasse. Sie ist, wie die Allerheiligengasse, eine rechtsseitige Abzweigung von der Marienstraße; die erstere jenseits, letztere diesseits der Bachüberbrückung; sie läuft parallel mit dem Bache und der Bachstraße, wurde 1910 gepflastert und hat nur 4 Anwesen, die von dort ihren Zugang haben, weil nur einseitig bebaut. Sie ist Sackgasse, hat aber am Schlusse eine Verbindung mit der Bachstraße durch ein privates Pfädchen.
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