Fortsetzung von "Häuser und Straßen des Dorfs (4/5)":
 
21. Am Molkenborn. Am sogen. Scharfeck an der linken Seite der beginnenden Marienstraße liegt ein freier Platz, der bis zum Jahre 1886 teilweise eine Art Weiher bildete, und schon im Schweinheimer Weistum vom Jahre 1624 „Wied“ genannt wurde. Ein etwa 2 Meter breites Gässchen führt in östlicher Richtung von dort nach etwa 150 Schritten an ein nunmehr mit einer starken Steinplatte zugedecktes, früher offenes Brünnchen, dessen schöpfbares Quellenwasser molkenartige Farbe hatte. Man nennt diese am Pfade befindliche Quelle Molkenborn; hievon das Gässchen mit seinen 3 Ansiedlungen „am Molkenborn“. Der Wasserablauf, welcher früher offen war und in die Wied ging, ist nun in Rohre geleitet und geht unterirdisch, die Wied selbst aber ist zum Teil mit Erde ausgefüllt, zum Teil überwölbt. Die Anlage einer Straße in jener Richtung ist geplant.
22. Die Aschaffenburgerstraße, vom Scharfeck in nordwestlicher Richtung den Haideberg hinauf bis an die Grenze und in die Stadt führend. Nur wenige Häuser und Hütten standen von altersher an der rechten Seite dieses Weges, der seit 1838/40 als Straße angelegt ist. Was vom Mädchenschulhaus aufwärts geht, ist erst seit Mitte des vorigen Jahrhunderts erstanden. Dagegen sind die Ansiedlungen zur linken Seite bis zum Einlauf des Leidersbachergäßchens älteren Bestandes. Neu ist, was über diese Grenze hinausgeht. Ehedem hieß diese Straße die Aschaffenburger Hohle, auch Eselshohle, weil nur mit leichtem Fuhrwerk gangbar. Bemerkenswert ist die rechtsseitige Abzweigung eines schmalen Weges zum Gottesacker auf dem Haidenberg seit dem Jahre 1750. Wieder zur Rechten dieses abzweigenden Weges befinden sich bald anfangs die Kellereien und der Eisfabrikturm der hiesigen Schwind'schen Brauerei.
23. Landing. Zur linken Seite der Aschaffenburgerstraße, gegenüber dem rechts abzweigenden Kirchhofsweg, ist der Eingang „Zum Landing“, dessen Auslauf in das Leidersbacher Gässchen mündet. Der Name ist zweifellos dem Aschaffenburger Landing nachgebildet; ob und welche Ähnlichkeit ehedem bestanden, ist nicht bekannt.
24. Bergstraße, ehedem ein Feldweg auf dem Haideberg, der vor dem Abfall der Aschaffenburgerstraße zum Neuhof links nach Unterschweinheim führt, bis jetzt nur auf der südlichen Seite bebaut und heute noch nicht als Straße angelegt ist. Erste Ansiedlung seit 1905.
25. Die Luitpoldstraße, so benannt seit 1911 und mit 1 Neubau zur Linken, 2 Neubauten zur Rechten begonnen, jedoch als Straße nur einige hundert Meter ausgebaut. Sie liegt gegenüber der Bergstraße und führt gegen Nordosten.
26. Die Rosenstraße, sie beginnt am Scharfeck und mündet bei westlichem Lauf in die Fischergasse ein. Sie hieß bisher Rosengasse vom Gasthaus zur Rose (jetzt Bierbrauerei Schwind), das sich an ihr befindet. Auch Kleschengasse ward und wird sie im Volksmund genannt von dem im Jahre 1814 verstorbenen Rosenwirt Nikas Staudt, dessen Vorname Niklaus (richtig Nikas) in volkstümlicher Verkleinerung „Kleschen“ lautete.
27. Die Fischergasse. Wieder ein nach Aschaffenburger Vorbild angenommener Name, der aber leicht seine Erklärung findet. Die Fischergasse in Aschaffenburg läuft dem Maine, die Fischergasse in Schweinheim dem Hainsbach entlang. Als Verbindungsweg zwischen Ober- und Unterhain und als Feldweg auf der rechten Seite des Baches hat in jedem Falle die heutige Fischergasse bestanden; ein Feld- und Verbindungsweg besteht ja auch links des Baches; allein Ansiedlungen an diesem Wege befanden sich nur im engen Anschluss an die Rosengasse und das Leidersbacher Gässchen. Namentlich sind Gebäude zur Linken von Nr. 14 ab kaum viel über 100, manche nicht über 50 Jahre alt. Noch im Jahre 1845 ging
die bebaute Fischergasse nicht über den See hinaus. Die Straßenanlage ist schmal und nicht viel wert.
28. Das Leidersbacher Gässchen heißt im Schweinheimer Weistum vom Jahre 1624 Laibacher Gässchen; es bildet die Grenze des Schmerlenbacher Zehntes und steht der Zehntstein heute noch an der linken Seite und Ecke des Anwesens Nr. 3. Ob bei der Bezeichnung Leidersbach und Laibach ein Schreibfehler oder eine Namensänderung statthatte, kann nicht gesagt werden. Die Bewohner der südlich und jenseits des Waldes liegenden Orte Ebersbach und Leidersbach umgingen ehedem bei ihrem Gang zur Stadt bequem und unbemerkt das Dorf Schweinheim. indem sie von der alten Ziegelhütte durch den Trieb dem Bach entlang durch die Anfänge der Fischergasse und durch dieses Leidersbacher Gässchen auf die Höhe des Haideberges gelangten, denn an all diesen Plätzen war damals noch wenig bzw. gar keine Ansiedlung.
29. Die Unterhainstraße, d.h. der durch ganz Unterschweinheim ziehende, schmale Weg, der in seiner Straßenanlage armselig genug ist. Die Ansiedlungen allda lagen und liegen heute noch zerstreut, zumeist auf der linken Wegseite; es sind im Ganzen jetzt 17 Wohnungen, darunter 3 Mühlen, von denen (Nr. 8) die erstere (Ottenmühle) dem Schmerlenbacher Frauenkloster gehörte. Fünf Anwesen sind seit 1899 entstanden.
30. Bahnweg; er liegt zwischen dem unteren Teil von Unterschweinheim und der Stadt Aschaffenburg hart an der Grenze und der Bahn, wo bis jetzt 4 Ansiedlungen sind, welche seit 1899 gebaut wurden; darunter eine Celluloidfabrik.