Nach dieser Erweiterung fertigten ein Jahr später, 1902, die Bildhauer Steiger und Stutz aus Aschaffenburg eine Kreuzigungsgruppe aus Stein. Rudolf Stutz (1861 – 1940) war der Großvater von Frau Elisabeth Brunner aus der Frühlingstraße. Die Bildhauer, beide in der Schweiz geboren, kannten sich von ihrem Studium an der Kunstakademie in München. Die Kosten für die Herstellung der Gruppe betrugen damals 1300 Mark und wurden gedeckt durch Spenden von Wohltätern, darunter besonders, der im Jahre 1905 verstorbene Geistliche Rat Johann Kullmann, welcher an der Seite der Kreuzigungsgruppe seine Begräbnisstätte gefunden hatte und der am 14. Juni verstorbene Privatier und frühere Schmiedemeister Sebastian Klein. Die Einweihung der Gruppe erfolgte am Feste Kreuzerhöhung, Sonntag, den 14. Sept. 1902. Die Kreuzigungsgruppe steht heute im Eingangsbereich des Leichenhauses.
Zu der Einweihung des neuen Friedhofs am 14. September 1902 berichtete die Zeitung „Beobachter am Main“ folgendes: „Eine imposante Prozession bewegte sich gestern Nachmittag von der hiesigen Pfarrkirche nach dem neuen Friedhof, um daselbst dem Weiheakt beizuwohnen. Galt es doch dem neuen Gottesacker eine Zierde zu geben, die wohl an Schönheit und Kunstleistung ihresgleichen sucht. Ein neues Denkmal zu den vielen übrigen hat sich unser Herr Pfarrer (Anm.: Schweinfest), der mit mehreren milden Stiftern die nötige Summe aufbrachte und Anleitung und Plan zu dem neuen Kunstwerk gab. In der Form einer Grotte erhebt sich auf hohem Postament ein mächtiges Kreuz aus rotem Sandstein mit einem in kunstvoller Weise gemeisselten Christuskörper. Zur Rechten und zur Linken stehen fast in Lebensgröße die Figuren des Hl. Johannes und der schmerzhaften Muttergottes. In dem grottenartigen Unterbau zeigt sich im Sockelrelief das Bild des Auferstandenen mit der Osterfahne in der Hand und der halbkreisförmigen Aufschrift: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Nachdem der feierliche Akt der Weihe vollzogen war, hielt Herr Pfarrer Schweinfest eine tiefergreifende Predigt, worin er auf die Bedeutung des soeben eingeweihten Kreuzes hinwies und in kurzer volkstümlicher Weise alle Teile und Inschriften erklärte. Er konnte es sich nicht versagen, den Schöpfern des Kunstaktes, den Herren Steiger und Stutz die vollste und gerechtfertigste Anerkennung öffentlich auszusprechen und den milden Seelen, die zur Errichtung dieser Kreuzigungsgruppe beigetragen haben, den wärmsten und aufrichtigsten Dank zu sagen“.
Im Jahr 1909 kam es wegen dem Bau eines Leichenhauses zu einer Kontroverse zwischen dem damaligen Bürgermeister Nagel und dem Pfarramt in Schweinheim. Bürgermeister Nagel hatte damals die Absicht die von Franz Kolb gestiftete Friedhofskapelle als Leichenhaus zu verwenden und einen Auftrag an einen Techniker vergeben um entsprechende Pläne zu fertigen. Gemäß mündlicher Äußerung des Bürgermeisters sollte die Kapelle zur Abhaltung von Gottesdiensten von der oberbehördlichen Stelle für ungeeignet erklärt werden. Laut Schreiben vom 13. Januar 1909 bat daraufhin das königliche Bezirksamt Aschaffenburg das katholische Pfarramt von Schweinheim um Rückäußerung zu den Leichenhausplänen der Gemeinde. In seiner Rückantwort an das kgl. Bezirksamt schrieb Pfarrer Schweinfest wie folgt: „Die Kapelle ist, wenn auch kein Kunstbau, doch eine Zierde des Friedhofs und den Gläubigen eine würdige Mitte der Andacht und ein Zufluchtsort bei ungünstiger Witterung, während des Aufenthalts dort selbst. Die Äußerung des Bürgermeisters, als habe die oberbehördliche Stelle die Kapelle zur Abhaltung von Gottesdiensten für ungenügend erklärt, entbehrt jeder tatsächlichen Unterlage. Daher kann und wird das kath. Pfarramt zu diesem Projekte, die Kapelle in ein Leichenhaus umzuwandeln, niemals seine Zustimmung geben“.