Am 28. Aug.. 1802 schreibt das Churfürstliche Vicedomamt Aschaffenburg in einer Stellungnahme hierzu an die Churfürstliche hohe Landesregierung: „Es lässt sich nach allgemeinen Grundsätzen nicht rechtfertigen, dass eine ganze Gemeinde die Beschädigungen eines einzelnen Täters vergüten solle, selbst wenn es gewiss ist, dass der Täter aus der Gemeinde sei. Auch lässt es sich nicht rechtfertigen, wenn den beiden Gemeinden die Wache über den Judenfriedhof aufgehalst werden soll.
So herrlich der Platz auf dem Erbig gelegen war, so häuften sich um 1870 die Beschwerden in Aschaffenburger Zeitungen über „den langen Marsch von einer Stunde, die aufgelösten, schlammigen Wege, die Gefährlichkeit bei Eis und Schnee und das Steckenbleiben des Leichenwagens auf dem Weg zum Erbig “. Die Klagen häuften sich. Der Magistrat der Stadt stellte daher 1880 ein Gartengrundstück am Altstadtfriedhof zur Verfügung, der aber erst
1890 aufgrund langwierigen Streitigkeiten zwischen liberalen und orthodoxen jüdischen Gemeindemitgliedern in Betrieb genommen werden konnte. Somit begann auch der Stern des Friedhofs am Erbig zu sinken.
Noch im Mai 1886 schrieb die Aschaffenburger Zeitung über die Beerdigung des in Aschaffenburg hochangesehenen Bürgers Leopold Trier, dass die Trauergäste bei der Ankunft auf dem Friedhof am Erbig bis an die Knie vom Morast bespritzt waren. Der Artikel erinnerte dabei auch an die bereits seit 5 Jahren andauernden Bemühungen einen neuen jüdischen Friedhof neben dem Altstadtfriedhof anzulegen. In Zukunft solle jeder selbst entscheiden können ob er auf dem alten oder neuen Gelände beerdigt werden wolle. Endlich 1890 konnte Bezirksrabbiner Simon Bamberger die knapp über 1700 m2 große Anlage eröffnen. Zum Vergleich: Die Fläche auf dem Friedhof am Erbig beläuft sich auf über 9.000 Quadratmeter. Sehr ausführlich berichtete der „Beobachter am Main“ in seiner Ausgabe vom 12. Mai 1890 über die Einweihung des neuen Friedhofes auf dem Güterberg:„Gestern vollzog sich in unserer Stadt ein Akt von kulturhistorischer Bedeutung, indem zum ersten Male eine jüdische Leiche in Aschaffenburg selber zu Grabe getragen wurde. Die sterbliche Hülle der verlebten Betty Lindheimer, geb. Rosenthal, war es, welche ihren Einzug in den von der hiesigen israelitischen Gemeinde erworbenen neuen Friedhof hielt“. Dabei hielt Rabbiner Bamberger eine wohldurchdachte, von sittlichem Ernst getragene, nach Inhalt und Form gleich meisterhafte Rede, welche auf alle Teilnehmer einen großen Eindruck machte. Der Redner schilderte den Friedhof nach seiner dreifachen Bedeutung als Beth-Hakboraus (Begräbnisstätte), Beth-Hachajim (Haus des Lebens) und als Beth-Olam (Haus der Ewigkeit).
In den beiden Jahren von 1885 bis 1886 wurde der Friedhof auf dem Erbig erheblich erweitert. Der Grund: Gräber verstorbenen Juden kennen keine Ablaufzeiten, die Begräbnisstätte gilt für die Ewigkeit.
Zeichnung "Juden-Gottesacker Schweinheim" von Pfr. Schweinfest (Pfarrarchiv Maria Geburt)
Die Zeichnung von Herrn Pfarrer Schweinfest, der 1887 als Pfarrer nach Schweinheim kam, zeigt den Judenfriedhof in seiner neuen und jetzigen Form seit der Erweiterung von 1886. Er schreibt: „Die vorherige Gesamtfläche ging bis zum Weg, der vom Eingangstor quer durch den Friedhof führt. An seiner Grenze steht das Requisitenhäuschen. Die südwestliche Fläche (links vom gestrichelten Weg) wurde 1886 dazu erworben. Die um die ganze Fläche errichtete Sandsteinmauer ist 2m hoch und für den neuerworbenen Teil von 1886 erstanden, während die Mauern um die alten Fläche ausgebessert und erhöht wurde. Letztere war nicht bloß im Laufe der Jahre zerfallen, sondern auch abgetragen worden. Pfarrer Schweinfest wurde auch berichtet, dass es Leute gab, die anstatt die benötigten Steine sich selbst zu brechen, der Bequemlichkeit halber die Steine von der Friedhofsmauer holten. Durch die geschaffenen Mauerlücken war zudem den „Weibsleuten“ Gelegenheit geboten, einen willkommenen Grasplatz zu haben.