1923, das Gründungsjahr unseres Klubs fiel in eine Zeit schwerer wirtschaftlicher und politischer Krisen. Die Inflation erreichte ihren Höhepunkt, die Franzosen besetzten das Rheinland und in München kam es zum Hitlerputsch. Die Folgen der Inflation waren Not und Hunger in ganz Deutschland. Heute mag es und deshalb erstaunlich erscheinen, dass sich trotz dieser widrigen Umstände einige sportbegeisterte junge Männer zusammenfanden um den Kegelclub "Alle Neun" zu gründen. Wahrscheinlich geschah es aus dem Wunsch heraus, dem harten und tristen Alltag etwas mehr Lebensqualität abzugewinnen. Da aus dieser Zeit leider keine schriftlichen Unterlagen vorhanden sind, kennen wir als Gründungsmitglieder heute nur noch den 1981 verstorbenen Josef Sommer und Otto Schultes, der inzwischen auch verstorben ist.
Als Vereinslokal wählte, man die "Alte Brauerei" in der Rosenstraße, wo im Garten eine offene Kegelbahn vorhanden war. Etwa zur gleichen Zeit wurden in Schweinheim zwei weitere Kegelklubs gegründet. Es handelte sich dabei um "Bahnfrei", der zunächst in der "Linde" in der Schweinheimer Straße und später in der "Dümpelsmühle" Unterkunft fand und um "Gut Holz", der in der "Ratsstube" sein Domizil hatte. Diese drei Klubs trafen sich nun öfters zu freundschaftlichen Wettkämpfen. Die damals vorhandenen Kegelbahnen lassen sich mit den heutigen nicht vergleichen. Sie befanden sich sämtlich im Freien, waren lediglich betoniert und von unterschiedlicher Länge. Im Winter und bei schlechtem Wetter musste man daher auf das Kegeln verzichten. Aufgrund dieser Umstände war ein regelmäßiger Sportbetrieb natürlich nicht möglich. Daran konnte man erst denken, als um 1930 im Gasthaus "Zur Gemütlichkeit" bei August Oberle die erste überdachte und damit witterungs unabhängige Bahn gebaut wurde. Um eine schlagkräftige Mannschaft bilden zu können, die an Verbandsspielen mit Aussicht auf Erfolg teilnehmen konnte, schlossen sich "Bahnfrei" und "Gut Holz" um die gleiche Zeit "Alle Neun" an. Als damalige Mitglieder sind noch heute bekannt: Leonhard Gerlach, Josef Sommer, Otto Schultes, Paul Heßler, Johann Syndikus, Adam Sommer, August Oberle, Franz Kullmann und Ferdinand Elbert. Mit diesem Zusammenschluss hatte man den Grundstock gelegt für die sportlichen Erfolge, die sich nun bald einstellten. Bereits 1932 wurde man ungeschlagen Meister der A-Klasse im Verein der Kegler von Aschaffenburg und Umgebung. In der Spielzeit 1934/1935 errang man mit den Spielern Adam Sommer, Leonhard Gerlach, Ferdinand Elbert, Franz Kullmann, Johann Syndikus, Josef Sommer und Paul Heßler sogar die Bezirksmeisterschaft.
Das 3. Reich mit all seinen Folgen machte auch vor unserem Klub nicht Halt. Die freien Entfaltungsmöglichkeiten wurden vom Staat stark beschnitten. Aus dem Jahr 1935 wurde Leonhard Gerlach zum 1. Vorstand gewählt. Er konnte sein Amt vorerst nur noch ein halbes Jahr ausüben, denn bereits im September des gleichen Jahres brach der 2. Weltkrieg aus. Dies führte nicht nur dazu, dass das Vereinsleben völlig zum erliegen kam, einige Mitglieder verloren ihr Leben, für die Überlebenden bedeuteten Krieg und Nachkriegszeit Not und den Kampf ums Überleben, so dass an sportliche Betätigung überhaupt nicht zu denken war. Als 4 Jahre nach Ende des Krieges die schlimmste Not überwunden war, konnte man an eine Neugründung des Klubs denken. Zu diesem Zweck berief Vorstand Leonhard Gerlach für den 14. Mai 1949 eine Mitgliederversammlung ins Vereinslokal Oberle ein, zu der 13 alte Mitglieder erschienen. Zu dieser Versammlung heißt es im Protokoll: "Auf allgemeinen Wunsch der Mitglieder und auch im Interesse des jungen Nachwuchses in Schweinheim wurde beschlossen, den Kegelklub "Alle Neun" Schweinheim nun 4 Jahre nach Ende der 2. Weltkrieges wider neu aufleben zu lassen und den beliebten Kegelsport in Schweinheim wieder zu betreiben.
Für das 1. Vereinsjahr soll den Verein folgende Vorstandschaft vertreten:
Leonhard Gerlach 1. Vorstand
August Leeb 2. Vorstand
Hans Büttner Schriftwart
Philipp Konrad Kassier
Alfons Elbert Sportwart
Die vorläufigen Kegelabende sollen am Donnerstag und Samstag jeder Woche abgehalten werden. Diese und viele weitere Protokolle verdanken wir Schriftführer Hanns Büttner, der dieses Amt bis zu seinen Tode 1968 sehr gewissenhaft und sorgfältig ausführte. Nun ging man unter großem persönlichen Einsatz der Mitglieder daran, die durch die Kriegseinwirkungen stark beschädigte Kegelbahn wieder herzurichten. Auch das Kegelmaterial war zum großen Teil vernichtet und musste neu angeschafft werden. Die Unkosten hierfür betrugen 600 DM und stellten für den damals noch recht kleinen Klub eine hohe Belastung dar. Im September 1949 waren diese Arbeiten soweit abgeschlossen, dass bereits am 5. diesen Monats mit dem Spielbetrieb begonnen werden konnte. Man nahm mit zwei Mannschaften an der Verbandrunde des "Kegelverbandes Vorspessart" teil. Die 1. Mannschaft bestritt ihr erstes Spiel in Hösbach, Geschoben wurde damals 50 Kugeln in die "Vollen". Für die beiden Mannschaften wurden folgende Spieler gemeldet: Sommer Adam, Elbert Alfons, Franz Josef, Staudt Josef, Konrad Philipp, Staudt Georg und Kullmann Karl für die 1. Mannschaft, sowie Leeb August, Büttner Hans, Kullmann Franz, Sommer Josef, Oberle Eugen, Elbert Hermann und Gerlach Leonhard für die 2. Mannschaft. Zur gleiche Zeit übernahm Fritz Wolf den Posten des Kassiers, den er bis 1956 innehatte. In den nun folgenden Jahren nahm man unter den Sportwarten Georg Staudt (1950/51) u. Karl Kullmann (ab 1952) mit wachsendem Erfolg an den Verbandsspielen teil. Im Jahr 1951 kam es zur Verschmelzung der Keglerverbandes "Vorspessart" mit der "Kegelvereinigung Aschaffenburg" zum "Verein der Kegler von Aschaffenburg und Umgebung", dessen Vorsitzender Benedikt Heeg wurde. In der Vorstandschaft unseres Klubs kam es 1951 zu einem Wechsel: Der bisherige 2. Vorstand August Leeb wurde 1. Vorstand, Josef Franz sein Stellvertreter. Im Sportjahr 1951/52 erkämpfte sich die 1. Mannschaft in der Verbandsliga mit nur 2 Minuspunkten hinter dem Meister Heigenbrücken den 3. Platz und stieg in die Oberliga auf. Ab der Verbandsrunde 1952/53 wurden 100 Kugeln geschoben, davon erstmalig 50 Kugeln Abräumen. Dies bedeutete für die meisten Spieler eine große Umstellung, was sich negativ auf den Tabellenstand der 1. Mannschaft auswirkte.
Die in der A-Klasse spielende 2.Mannschaft konnte sich jedoch einen Spitzenplatz erkämpfen. Zu einem erneuten Wechsel in der Vorstandschaft kam es 1953. Der verdiente 1.Vorstand August Leeb musste aus beruflichen Gründen sein Amt aufgeben. Sein Stellvertreter Josef Franz wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Er selbst übernahm wieder den Posten des 2.Vorsitzenden. Einen ersten sportlichen Höhepunkt brachte das Jahr 1954. Karl Kullmann errang die Einzelmeisterschaft des Vereins der Kegler, nachdem er im Vorjahr bereites den 2.Platz belegt hatte. In diesem Jahr wurde auch erstmals ein Pokalkegeln für die Schweinheimer Ortsvereine durchgeführt. 1955 wiederholte Karl Kullmann seine hervorragende Leistung vom Vorjahr und wurde zum zweiten mal Verbandseinzelmeister. Aufgrund dieser sportlichen Leistungen qualifizierte er sich für die Deutschen Meisterschaften 1955 in München und auch 1956 in Essen. 1956 kam es zu den bis dahin größten sportlichen Erfolgen unseres Klubs. Das Protokoll der Generalversammlung vermerkte dazu folgendes: "Vorstand Franz bekundete mit Stolz und zur Freude aller Anwesenden, das dass Jahr für den KC "Alle Neun" Schweinheim das erfolgreichste seit seines Bestehens war. Endlich ist es der 1.Mannschaft gelungen, als Sieger der Oberliga Gruppe Süd bei den Ausscheidungskämpfen im "Löwen" die Verbandsmeisterschaft mit 1956 Holz vor Goldbach mit 1929 Holz zu erringen. Dazu kam noch als größte Bravur-Leistung, dass unser bewährter Kegelbruder Karl Kullmann zum 3. Male hintereinander Verbandseinzelmeister wurde und die Siegestrophäe endgültig in seinen Besitz nehmen konnte.
Die damalige Spielstärke der 1.Mannschaft dokumentiert einen Pressebericht vom 11.12.1955 mit der Schlagzeile: "Rekord der Sportkegler: 2051 Holz - Alle Neun Schweinheim in Bombenform. Weiter heißt es in diesem Bericht: Kein Schweinheimer Kegler schob unter 400 Holz und dennoch fiel der Sieg, gegen die mächtig mitmischenden Kleinwallstädter, die auf 2032 Holz kamen äußerst knapp aus." Im gleichen Jahr übernahm Ludwig Appelmann den Posten des Sportwartes und Otto Kullmann wurde Kassier. Das Sportjahr 1958/59 brachte unter dem neuen Sportwart Erhard Büttner Erfolg und Misserfolg. Während die 1.Mannschaft aus der Oberliga in die Liga absteigen musste, wurde die 2.Mannschaft Meister der A-Klasse und stieg in die Liga auf. Daraus ergab sich das Kuriosum, dass die 1. und 2.Mannschaft nunmehr in der gleichen Klasse spielten, was heute unvorstellbar wäre. Die 1.Mannschaft schaffte jedoch auf Anhieb den Wiederaufstieg. Sie wurde in der Spielzeit 1959/60 Meister der Liga und stieg wieder in die Oberliga, die höchste heimische Klasse auf. Während der vergangen Jahre war der Mitgliederstand von 30 im Jahre 1952 auf 81 angestiegen. Aus den Neuwahlen 1960 ging Armin Kullmann als 1.Vorstand hervor. Sein Stellvertreter wurde der bisherige verdiente Vorsitzende Josef Franz, während Karl Kullmann wieder zum Sportwart und Karl Staudt zum Kassier gewählt wurden. Im Juli diesen Jahres hatte Alle Neun Schweinheim erstmals einen Deutschen Meister in seinen Reihen. Der altbewährte Kegelfreund Adam Sommer war Mitglied der Aschaffenburger Mannschaft, der in Köln der große Erfolg gelang, die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Senioren nach Aschaffenburg zu holen.
Dieser großartige Erfolg wurde vom ganzen Klub gefeiert. 1961 wurde Karl Staudt Sportwart, sein bisheriges Amt als Kassier übernahm Hermann Sommer. Im gleichen Jahr stieg die 1.Mannschaft aus der Oberliga ab und spielte wieder mit der 2.Mannschaft in der Liga. 1962 übernahm Heini Sommer den Posten des Sportwartes. Er bekleidete dieses wohl schwierigstes Amt im Klub erfolgreich über 13 Jahre lang, bis zum Jahr 1975. Mit Viktor Lutz kam 1963 auch ein neuer Kassier ins Amt. Die folgenden Jahre brachten gute sportliche Leistungen der 1.Mannschaft, ein Wiederaufstieg in die Oberliga gelang jedoch nicht. Schlechter erging es der 2.Mannschaft: 1964 erfolgte der Abstieg in die A-Klasse und ein Jahr später sogar der Abstieg in die B-Klasse. Im gleichen Jahr gab es aber auch wieder Grund zur Freude, denn Adam Sommer wurde in der Klasse der Alterskegler 2.Hessenmeister und gewann mit der Aschaffenburger Seniorenmannschaft bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin die Bronzemedallie. Adam Sommer verstarb überraschend 1966. Mit ihm verlor der Klub seine bis dahin erfolgreichsten Sportler. 1966 übernahm Erich Glaser den Posten des Kassiers, 1968 wurde er auch zum 2. Vorstand gewählt. Der bisherige 2. Vorstand und langjährige 1. Vorstand Josef Franz wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nach dem Tode von Hans Büttner übernahm Erich Glaser dessen Amt als Schriftführer, Kassier wurde Herbert Hock, der bis heute sehr erfolgreich die Finanzen des Vereines regelt. Das Jahr 1969 brachte einen starken Einschnitt in der Vereinsgeschichte: Aufgrund der verschärften Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes durften keine Kegelbuben mehr beschäftigt werden. Da eine Automatikanlage nicht zur Verfügung stand, musste die Vereinsführung einen schweren Entschluss fassen. Die beliebte, von Gegner gefürchtete Kegelbahn bei Eugen Oberle, wo man sich jahrzehntelang heimisch und wohl gefühlt und unzählige frohe Stunden verbracht hatte, musste verlassen, ein neues Domizil gesucht werden. Dieses fand man sehr schnell im MPS-Restaurant in Mainaschaff, wo der Verein der Kegler über 8 neue Bahnen verfügte. Der Klub wurde dadurch vor eine Bewährungsprobe gestellt. Die meisten Aktiven verfügten über kein eigenes Auto, man war, um nach Mainaschaff zu kommen auf die wenigen Autobesitzer angewiesen. Dank der großen Solidarität, die diese an den Tag legten, gab es jedoch keine großen Probleme, der Spielbetrieb konnte mit zwei Mannschaften aufrechterhalten werden, wenn auch das Häuflein der Aktiven etwas zusammengeschmolzen war. Sportlich wirkte sich der Umzug nach Mainaschaff allerdings ungünstig aus, 1970 mussten beide Mannschaften absteigen. Glücklicherweise dauerte dieses "Exil" nur 3 Jahre, bereites 1972 rollte wieder die erste Kugel in Schweinheim und zwar auf der neuerbauten Kegelbahn in der Turnhalle.
In den nun folgenden Jahren ging es sportlich wieder aufwärts, die 1. Mannschaft schaffte den Wiederaufstieg in die Liga und auch die 2.Mannschaft arbeitete sich nach und nach wieder bis in die A-Klasse hoch. Aufgrund einiger Neuzugänge konnte im Jahr 1974 eine 3.Mannschaft eingesetzt werden. Mit Erich Glaser stellte der Klub in den Jahren bis 1977 den 1. Vorsitzenden des Vereins der Kegler. Erich Glaser übernahm 1975 als Nachfolger von Heini Sommer auch den Posten des Sportwartes, in das dadurch freiwerdende Amt des 2.Vorsitzenden wurde Herbert Syndikus gewählt. Auch gesellschaftlich brachten die 70er Jahre einen großen Aufschwung. 1976 wurde erstmals das Wiesenfest, ein ungezwungenes Sommerfest für alle Mitglieder veranstaltet. Außerdem werden seither in regelmäßigen Abständen Wanderungen, Ausflüge und gesellige Veranstaltungen durchgeführt. Mit Toni Appelmann wurde 1977 ein Sportwart gewählt, der über die längste Erfahrung für dieses Amt verfügte, da er bereits seit 1958 als 2. Sportwart tätig war.
Das Jahr 1978 brachte eine sportliche Neuerung: Alle 1. Mannschaften wurden in die Hessischen Spielklassen eingegliedert. Unsere 1. Mannschaft kam in die Hessische A-Klasse und muss seitdem mit 6 Spielern antreten. Die 2.Mannschaft kam in die Oberliga innerhalb des Vereins der Kegler. Die sportlichen Akzente in den Jahre bis 1985 wurden vor allem durch hervorragende Einzelleistungen unserer Aktiven gesetzt. An erster Stelle ist hier Erich Dressler zu nennen. Er wurde zum erfolgreichsten Kegler unseres Klubs, dessen sportliches Ansehen er damit außerordentlich geprägt hat. 1980 erfolgte das Überwechseln auf die Kegelbahnen im neuen BSC-Sportheim, weil die dort vorhandenen 4 Bahnen bessere Trainingsmöglichkeiten boten. Der Abschied aus der Turnhalle fiel nicht leicht, besonders deshalb, weil man mit dem Turnverein als Hausherr immer sehr gut ausgekommen war. Ende der 80er Jahren wechselte der Verein doch wieder in die Turnhalle, wo er bis zur Runde 2005/2006 noch weitere sportliche Erfolge zu verzeichnen hatte. Der Wechsel im Herbst 2006 wieder zu den Bahnen beim BSC Schweinheim wurde einstimmig in der Jahreshauptversammlung beschlossen, da der Turnverein keinerlei Reaktionen auf die vielen Briefe zeigte, und dem Wunsch, die Kegelbahn auf Vordermann zu bringen nicht nach kam.
Die Vorstandschaft ist bedacht, besonders die Jugendarbeit zu fördern. Der Kegelverein Alle Neun Schweinheim, mittlerweile e.V., wird auch über den Jahrtausendwechsel bemüht sein, an den sportlichen Erfolgen der Nachkriegszeit anknüpfen zu können. Auch der gesellschaftliche Aspekt soll weiter gefördert werden, denn wer nichts bewegt, der wird bewegt.