1. Lage und Grenzen des Dorfes
 
Das heutige Pfarrdorf Schweinheim ist kaum eine halbe Stunde in südlicher Richtung von der Stadt Aschaffenburg entfernt. Es liegt in einem freundlichen, von Osten gegen Westen abfallenden Tale, dem so genannten Haintale, welches von den ringsum befindlichen Höhen des Haideberges, Bischberges, Erbigberges, Stengertsberges, Findberges und Dörrnberges gebildet und umschlossen ist. Der von Südwesten gegen Nordosten mäßig aufsteigende Haideberg trennte bisher das Dorf von der Stadt; auf seiner Höhe befindet sich lediglich der gemeindliche Gottesacker. Durch die seit dem Jahre 1900 begonnenen Ansiedelungen auf dem Hainberge aber, sowie durch die nach allen Richtungen sich vollziehende Erweiterung der Stadt wird Schweinheim in immer größere Nähe Aschaffenburgs gerückt und in absehbarer Zeit wohl auch dorthin eingemeindet werden. In der Mitte des Dorfes fließen vier Bächlein zusammen, welche ihre Wasser aus Quellen ihrer nächsten Umgebung erhalten, nämlich 1. der Herbigsbach. Er kommt von Südosten her aus dem Tale, welches durch den Erbigsberg und den Stengertsberg gebildet wird. 2. der Gailbach, welcher im Südosten jenseits des gleichnamigen Dorfes entspringt und durch das Tal zwischen Stengerts- und Findberg fließt. 3. der Dörrenbach, er kommt von den Höhen Haibachs durch einen mit Dornen und Gestrüpp überwachsenen Hohlgraben zwischen Elterhof und Dörrenhof, und vereinigt sich unterhalb der Dümpelsmühle mit dem Gailbach. 4. der Hollebach. Muldenförmig liegt nordöstlich von Schweinheim bis an die Würzburger Landstraße ein Wiesengrund. Frau Holle genannt, hingestreckt. Diesen Namen trägt er aus wohl keinem anderen Grunde, weil bei seinem Anfange, rechts der Würzburger Landstraße, noch vor 20 Jahren eine kahle Felsenmasse in die Höhe starrte, deren Anblick von der Ferne den Einduck erweckte, als lagere sitzend und trauernd dort eine mächtige Frauengestalt, besser gesagt, ein ihr aus Granit geformtes Denkmal. Im Wintergewande besah sich dieses Bild besonders romantisch an. Vor etwa 20 Jahren hat ein fremder Unternehmer einen Teil der dortigen Landfläche gekauft und dortselbst einen Steinbruch geschaffen, dem besagte Felsenmasse zum Opfer fiel. Ihr Name stammt zweifellos aus einer Zeit, in welcher die Erinnerung an die Sage von den altgermanischen Göttern Wodan und seiner Gemahlin Freya oder Holle, der Göttin des Himmels, des Sturmes und des Todes im Volke noch lebendig war. In unseren Tagen weiß man von „Frau Holle“ im Volke nicht viel mehr, als dass man im Winter bei Schneegestöber sagt. Frau Holle schüttele im Himmel ihr Bett. Die Wasser, welche unser Frau Holle-Wiesengrund nach Schweinheim sendet, heißen in ihrem Laufe der Hollebach und der neben ihm in das Dorf führende Pfad der Hollepfad.
Die Stelle des Zusammenflusses dieser vier Bächlein in der Mitte des Dorfes ist seit dem Jahre 1910 mit Eisenbeton überbrückt. Nach dem Zusammenfluss bilden die Bächlein nur einen einzigen, aber auch jetzt noch nicht besonders wasserreichen Bach, Hainsbach *) genannt, der in westlicher Richtung nach nur halbstündigem Lauf in den Main einmündet. Flüsse und Bäche waren von jeher aus leicht begreiflichen Gründen beliebte Stätten häuslicher Niederlassung, hier am Zusammenflüsse von vier Bächen, hier an den Ufern des einen Hainsbaches liegt durch fast das ganze Haintal das nun über 3000 Einwohner zählende Dorf Schweinheim ausgebreitet.

*) In Berücksichtigung des örtlichen Dialektes auch Hensbach genannt, nicht aber Hemsbach. Der Zusammenhang des ursprünglichen Orts- und Bachnamens ist offensichtlich.
 
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